Sind aufgrund empfindlicher bzw. bereits stark belasteter Gewässer höhere Anforderungen an die Qualität des Ablaufs gestellt, kommen Feinstsiebanlagen an Stelle der Feinsiebung zum Zuge. Feinstsiebanlagen werden ausschliesslich mit einer zweidimensionalen Geometrie, sprich Maschengewebe bzw. Lochblech, ausgerüstet. Gegenüber eindimensionaler Siebelemente wie dem Spaltsieb ist die Öffnungsweite bei Maschengeweben bzw. Lochblechen in zwei Richtungen definiert. Der damit verbundene definierte Trennschnitt bewirkt eine weitgehende Feststoffentnahme. Zur Abscheidung hoher sauerstoffzehrender Frachten müssen sehr feine Durchlassöffnungen im Bereich von 0,2 mm bis 1,0 mm eingesetzt werden. Zusätzlich sind insbesondere Maschinen mit Maschengeweben trotz der feinen Öffnungsweiten aufgrund der hohen freien Oberfläche des Maschengewebes in der Lage hohe Durchsatzleistungen zu bewältigen. Mit Öffnungsweiten im Bereich von 0,2 mm bis 1,0 mm können CSB-Reduktionen von bis zu 30 Prozent und AFS-Reduktionen von bis zu 60 Prozent erreicht werden. Je höher das Verhältnis aus ungelöstem zu gelöstem CSB, desto höher ist die prozentuale CSB Abscheideleistung, da ohne den zusätzlichen Einsatz von Chemikalien nur der ungelöste Anteil mittels einer mechanischen Behandlung reduziert werden kann.
Bewährte Feinstsiebanlagen sind dabei Siebanlagen, welche in einem Winkel von 30 Prozent aufgestellt sind und horizontal aufgestellte Siebtrommeln. Diese Maschinen finden auch häufig Anwendung bei der mechanischen Vorreinigung von Membrankläranlagen. In dieser Anwendung dienen sie hauptsächlich zur Entnahme von Haaren und Faserstoffen, welche der nachgeschalteten Membrananlage größere Probleme machen können. Das Siebgut der Feinstsiebung weisst eine deutlich geringe Partikelgröße gegenüber dem des Grobrechengutes auf. Ist der Feinstsiebung eine Feinsiebung vorgeschaltet und sind damit Hygiene- bzw. Plastikartikel dem Abwasser bereits vorab entnommen, kann das in der Feinstsiebung separierte Siebgut kompostiert werden.
Um eine zusätzliche Leistungssteigerung der Feinstsiebung zu erreichen, können zusätzlich Chemikalien zudosiert werden. Insbesondere wenn dem eingeleiteten Gewässer aufgrund der zugeführten Nährstoffe Eutrophierung droht, kann mittels Fällungs- und Flockungshilfsmitteln der CSB- und insbesondere der Phosphorgehalt im Ablauf weiter reduziert werden. Unter Fällung versteht man die Umwandlung im Wasser gelöster, meist ionischer Komponenten durch eine chemische Reaktion in eine partikuläre Form. Wasserinhaltsstoffe werden somit zu schwerlöslichen Stoffen umgesetzt, welche durch Flockungshilfsmittel in mechanisch abtrennbare Agglomerate (Makroflocken) überführt werden. Es sind Reduktionen von bis zu 95 Prozent bei den abfiltrierbaren Stoffen, von bis zu 65 Prozent beim CSB/BSB- und von bis zu 60 Prozent beim Phosphorgehalt möglich.
3. Weitergehende mechanische Abwasserreinigung mittels Mikrosiebung
Wird hingegen ein nahezu feststofffreier Ablauf und eine möglichst weitgehende CSB-Reduktion gefordert, kann dies ebenfalls kostengünstig durch die Nachschaltung einer Mikrosiebanlage erreicht werden. Neue maschinentechnische Entwicklungen ermöglichen es, dass aus der tertiären Abwasserbehandlung bereits bekannte Filtrationstechnologien für die reine mechanische Abwasserreinigung eingesetzt werden. Insbesondere die Scheibenfiltertechnologie bietet sich hier aufgrund des einfachen Verfahrens, dem geringen Platzbedarf, der sicheren Abscheideleistung sowie aufgrund der großen bereitgestellten Filterfläche und der damit verbunden hohen Durchsatzleistung an. Mit kleinen Öffnungsweiten von bis zu 20 micron kann eine Feststoffreduktion von 60 – 80 Prozent erreicht werden.
In Kombination der chemisch/mechanischen Abwasserbehandlung kann durch die Mikrosiebung und zusätzlicher Flockungshilfsmittelaufgabe bereits bei einer Öffnungsweite von 50 micron eine Ablaufkonzentration von < 50 mg/l (AFS-Reduktion von 95 Prozent möglich) sicher und wirtschaftlich günstig eingehalten werden! Verglichen mit der Kombination der Feinstsiebung mit Fällungs- und Flockungshilfsmitteln ist der Chemikalienverbrauch bei der Mikrosiebung deutlich geringer, da aufgrund der deutlich kleineren Öffnungsweite deutlich geringere Anforderungen hinsichtlich Größe und Stabilität der Flocke gestellt werden. Die Investitionskosten für eine entsprechende Mikrosiebung sind wiederum höher gegenüber denen der Fein- oder Feinstsiebung, wobei sie weiterhin klar niedriger sind als die Verfahren der biologischen Abwasserbehandlung.
Schlußfolgerung
Angesichts dessen, dass biologische Abwasserreinigungsverfahren, wie man sie aus den Industriestaaten kennt, für die Lösung der Probleme in ländlich strukturierten Gebieten der Entwicklungs- und Schwellenländer nicht in Betracht kommen, müssen neue Konzepte erarbeitet werden. Neue maschinelle Konzepte der mechanischen Abwasserbehandlung ermöglichen es, den Anforderungen an eine angepasste Abwasserreinigung gerecht zu werden. Unterteilt nach dem Reinigungsziel bzw. dem Verwendungszweck bietet die mechanische Abwasserreinigung unterschiedliche Verfahren an.
Die Verfahren gehen von der Abtrennung der Hygiene- und Plastikartikel bis hin zu einer weitgehenden Feststoffentfernung mittels Mikrosiebung. Mit dem zusätzlichen Einsatz von Flockungshilfsmitteln kann ein nahezu feststofffreier Ablauf erreicht werden. Der Chemikalienverbrauch ist dabei stark von der Zulaufkonzentration und der eingesetzten Öffnungsweite abhängig. Umso kleiner die Öffnungsweite des gewählten Siebelementes ausgeführt wird, umso geringer ist der Chemikalienverbrauch. Die besonderen Vorteile der mechanischen Behandlung sind desweiteren die geringeren Investitionskosten, die geringeren Betriebskosten und der geringere Wartungsaufwand verglichen mit den biologischen Verfahren.
Weltweite HUBER Referenzanlagen der mechanischen Abwasserreinigung von Marine Outfalls:
- La Taboada (Lima): Grobsiebung bestehend aus 8 RakeMax® Harken-Umlaufrechen mit Länge 3300 mm, Breite 2752 mm und Öffnungsweite von 6 mm, Rechengutbehandlung mittels Schwemmrinne und angeschlossener Waschpresse WAP/SL, Feinsiebung mit 22 x ROTAMAT® Siebanlagen Ro 2 mit Durchmesser 3000mm und 1,0 mm Spaltweite
- Cartagena (Kolumbien): Feinsiebung mittels 6 ROTAMAT® Siebanlagen Ro 2 mit Durchmesser 2600 mm und der Spaltweite 1,5 mm
- Coquimbo (Chile): 6 ROTAMAT® Kompaktanlagen Ro 5 ausgerüstet mit Rotamat® Siebanlagen Ro 2 des Durchmessers 1200 und der Spaltweite 3 mm
- Qinghe (China):16 Siebtrommeln RoMesh® der BG 6 (Durchmesser 1600 mm, Länge 3000 mm) mit 0,2 mm Maschenweite