Die Funktion eines Stufenrechens wird maßgeblich durch die Ausführung der unteren Lamellen, die unmittelbar im Sohlbereich des Gerinnes arbeiten, charakterisiert. Das Ziel ist es, diesen Bereich so zu gestalten, dass die Lamellen nicht auf Sand auffahren bzw. nicht im Sand arbeiten. Zu dieser Thematik gibt es die verschiedensten Lösungen.
Jeder Hersteller hat sich damit mehr oder weniger intensiv auseinandergesetzt. Im Folgenden wird aufgezeigt, dass Huber hier eine funktionierende und betriebsstabile Lösung entwickelt hat, die gleichzeitig einen sohlebenen Abtransport des Rechengutes ermöglicht. Eine vergleichbare Lösung bietet bisher kein anderer Hersteller. Der Stand der Technik ist auf diesem Gebiet vorwiegend durch zwei Systeme gekennzeichnet. Die erste Variante besteht aus einer sogenannten Aufdoppelung im Bereich der ersten Stufe. Bei dieser Ausführung sind jeweils an den festen Lamellen links- und rechtsseitig in Lamellenkontur Bleche verschweißt, die die Aufgabe haben, den sich während der Kreisbewegung der beweglichen Lamellen bildenen Spalt - der größer als die nominale Spaltweite des Rechens ist - zu verschließen. Dies bedeutet letztendlich, dass in diesem Bereich während der Anströmung des Rechens die erste Stufe nahezu verschlossen ist und während der Bewegung der beweglichen Lamellen sich ein Spalt ergibt, der nicht größer als die nominale Spaltweite ist. Einige Hersteller nutzen für diese Aufdoppelung Kunststoffschuhe, die jedoch den Nachteil haben, dass sich in die Oberfläche Sand einlagert, der dann schmirgelnd auf die beweglichen Lamellen wirkt. Allgemein jedoch besteht das Problem darin, dass sich Sand, Splitt und kleine Steine während der Bewegung der beweglichen Lamellen zwischen den Aufdoppelungen einlagern, was letztendlich zu einem Blockieren des Rechens und damit zu dessen Abschalten durch den Überlastschutz führen kann. Zweitens gibt es Stufenrechensysteme, die an der Sohle eine bewegbare Klappe haben, die entweder von Hand oder zeitgleich zu jedem Hub automatisiert geöffnet werden. Hierbei handelt es sich um ein bewegtes Anlagenteil. Gerade die letztgenannten Systeme weisen zahlreiche Fragen in verfahrenstechnischer Sicht auf, die kurz diskutiert werden müssen.
1. Der vor der Klappe oder vor dem Rechen abgelagerte Sand lässt sich nicht durch alleiniges Öffnen der Klappe fluidisieren bzw. wieder in Lösung bringen. Das Klärpersonal muss den Zulauf zum Rechen abschieben oder abschalten, um mit Hilfe eines Wasserstrahles den Sand durch die Öffnung der Klappe hindurchzuspülen. Hier ist in Regenwetterperioden sehr viel Handarbeit notwendig - gerade auf Großkläranlagen ein grundsätzliches personelles Problem. Derartige Arbeitsschritte zu automatisieren ist fast undenkbar.
2. Zu Fragen der Betriebssicherheit ist anzumerken, dass eine Klappe in dem sensiblen Bereich der Gerinnesohle als bewegtes Anlagenteil zu betrachten ist und dass sich grobe Stoffe einklemmen können und dann einen Spalt erzeugen, durch den das Abwasser unkontrolliert und ungereinigt hindurchströmt.
3. Dem Rechen an sich ist auch die Aufgabe gestellt, größere Teile wie Steine und Splitt auszutragen. Wird derartiges Gut jedoch durch den Rechen hindurchgespült, so können diese Stoffe in nachgeschalteten Anlagen, wie z.B. Drucklufthebern oder in Sandwaschanlagen Probleme erzeugen. Sie können Zerstörungen an Anlagenteilen hervorrufen.
4. Alle vorher genannten Stufenrechensysteme konnten systembedingt bisher nur sohleben installiert werden - an eine sohlebene Aufnahme der Abwasserinhaltsstoffe war nicht zu denken. Vor jedem Stufenrechen gab es massive Ablagerungen, vorwiegend in Mischkanalisationen. In tiefer Kenntnis dieser Technik haben wir die Bodenstufe weiterentwickelt, so dass sie gerade in Mischkanalisationen den dort anfallenden Sand, Splitt und die Steine sicher verarbeiten kann. Grundsätzlich besteht die Bodenstufe aus einem Abschirmblech, welches den Bereich in direkter Sohlnähe abdeckt und schützt. Die untere Stufe wird nicht mehr direkt angeströmt, sondern überströmt. Dadurch wird erreicht, dass sich der Sand nicht im unmittelbaren Lamellenbereich ablagern kann, vielmehr wird ihm im Bereich der Bodenstufe eine Beschleunigung aufgezwungen, welche die Ablagerungsneigung drastisch reduziert. Sandpartikel, die sich beispielsweise auf Grund geringer Strömungsgeschwindigkeiten im Bereich des Rechens ablagern, werden mit Hilfe einer Spritzleiste periodisch in die weiterführende Strömung transportiert. Unterstützend auf den Spülvorgang wirkt der große freie Raum in Spülrichtung, welcher sich durch die speziell gestalteten Lamellen während des Hubes der beweglichen Lamellen ergibt. Die Beaufschlagung der Spritzleiste richtet sich individuell nach dem Sandgehalt in dem jeweiligen Abwasser und wird nach Bedarf gesteuert.
Diese Bodenstufenkonstruktion hat sich bereits in zahlreichen Anwendungsfällen bewährt und ist durch folgende Punkte gekennzeichnet:
1. Diese Ausführung arbeitet in Mischkanalisationen mit großen Sand- und Splittanteilen betriebsstabil zur Zufriedenheit unserer Kunden (siehe auch weitere Erfahrungsberichte in diesem Report).
2. Diese neue Bodenstufe lässt sich direkt an das Gerinne anbinden, so dass Abwasserinhaltstsoffe sohl¬eben aufgenommen werden können (Sohlsprung, -tasche). Die auf der Gerinnesohle mitgeführten mineralischen Stoffe werden sohleben direkt auf die erste Stufe geführt, der Sand durchströmt die Lamellen, Steine und Grobstoffe, welche größer sind als die Spaltweite des Rechens, werden aus dem Gerinne abtransportiert. Diese direkte Anbindung an das Gerinne ist bisher über kein anderes bekanntes System möglich.
3. Dieses System ist vollständig automatisierbar, d. h. sich unterhalb der beweglichen Lamellen ablagernder Sand wird automatisch über die Spritzleiste in die weiterführende Strömung transportiert. Hierzu ist keine Handarbeit notwendig. Wir erinnern uns an die Systeme mit Bodenklappe, bei denen das Klärpersonal schnell 1 bis 2 Stunden beschäftigt ist, den vor dem Rechen abgelagerten Sand durch die Öffnung der Klappe hindurchzuspülen. Hier kann planungstechnisch im Vorfeld mit dieser Lösung sehr viel Zeit und damit Geld gespart werden. Wenn Sie hierzu weitere Informationen wünschen, so sprechen Sie uns bitte an. Mit unserer Technik sind wir nun in der Lage für jede Gerinnekonstellation bzw. für jede Anlagenhydraulik eine entsprechende Lösung auszuarbeiten und anzubieten. Wir meinen, dass über diese Problematik im Vorfeld einer Planung mehr gesprochen werden muss und stehen der Diskussion offen gegenüber.
Von Christian Frommann